INGEBORG BACHMANN: EIN GESCHÄFT MIT TRÄUMEN

Zum 50. Todestag warfen wir einen Blick auf Ingeborg Bachmanns Werk, ihr Leben, ihre Sicht auf Gesellschaft, Politik und auf die Liebe.

Wir stellten Fragen, suchten nach Erklärungen in ihren Texten, ihrer Lyrik und in ihren Briefen.

Den Mittelpunkt unserer Produktion bildete das im Februar 1952 erstmals gesendete Hörspiel „Ein Geschäft mit Träumen“, in dem ein fügsamer Angestellter nach Dienstschluss einen Laden betritt, in dem Träume verkauft werde
Drei Träume führt der Verkäufer zur Auswahl vor.

Diese müssen jedoch mit Zeit bezahlt werden.

Und Zeit ist Mangelware.

Der hart arbeitende Angestellte muss einsehen, „Ich fürchte, ich habe nicht soviel Zeit, ich werde nicht einmal die Zeit für einen kleinen Traum haben. […] ich muss arbeiten, und meine Arbeit geht meiner Zeit vor.“

Bachmann schreibt hier, mit Komik und einer Portion Magie, wohl auch von sich selbst, in ihren Briefen aus dieser Zeit stöhnt sie über die viele Arbeit beim Wiener Radiosender Rot-Weiß-Rot, durch die ihr kaum freie Zeit blieb.

Die deutliche Kritik am kapitalistischen System hat auch heute Bestand:

  • Wie steht es um unsere Träume?
  • Haben wir Zeit für sie?
  • Welche Prioritäten setzen wir im Leben?
  • Und wem sind welche Möglichkeiten in diesem System beschieden?

In den Träumen des schüchternen Protagonisten kommt auch seine heimliche Verliebtheit in eine Kollegin zum Vorschein.

Seine Sehnsüchte und Fantasien – die auch ihre dunkleren Seiten haben – können im Traum erlebt werden.

Er träumt sich sein Liebesglück herbei, doch am Ende muss er den Traum loslassen.

In jene Monate der Entstehung des Hörspiels fällt auch der Höhepunkt von Bachmanns unglücklicher Verliebtheit in Paul Celan.

Noch hofft sie Ende 1951, Anfang 1952 auf die Möglichkeit einer Liebesbeziehung, gleichzeitig erfährt sie schon die Ablehnung Celans, entweder explizit in seinen Briefen oder durch das Ausbleiben seiner Antwort.

Steckt wohl auch hier etwas von Bachmanns Leben in der unglücklichen Liebe des Träumenden?

Ebenfalls in diesen Monaten verschafft sie sich eine leitende Position in der männerdominierten Welt des Radios als Redakteurin und wird – bei aller harten Arbeit und den langen Nächten – selbstbewusst in ihrem Schaffen, erkennt ihre eigenen Fähigkeiten. Bald schon entstehen ihre ersten feministischen Texte und ihre emanzipierte Haltung zeigt sich mehr und mehr.

So mochten wir dem Hörspiel solche Aspekte aus Bachmanns Werk zur Seite stellen, ihre Gedichte, Auszüge aus ihrer Prosa oder aus ihren Briefen.

Wir wollten ihrer Sicht der Dinge innerhalb ihres Werks nachgehen und mit dem Weitwinkelobjektiv auf ein Hörspiel der damals 25-jährigen großen Dichterin blicken – und auf den Auslöser drücken.

Wie auch in der letzten Produktion entschieden wir uns für eine Mischung aus Live-Hörspiel und szenischer Lesung.

Auf der Bühne sind drei Performer:innen sowie ein Musiker zu sehen.

Ausgehend von Bachmanns expliziten musikalischen Angaben im Hörspiel sollten Klang-Collagen, Geräuschkulisse und Hintergrundmusik entstehen, die insbesondere die Traumwelten vom Alltag mit den Mitteln der Verfremdung unterscheiden und die sprecherischen und performativen Brüche begleiten.

Das schlichte Bühnenbild sollte nur Andeutungen der verschiedenen Räume (Traumwelt, Alltag, Kommentar) geben.

ZUM TEAM

Gruppenname: Kollektiv Wortart

Konzept & Regie: Kollektiv Wortart

Dramaturgie & Bühnenfassung: Christina Kramer

Spieler:innen auf der Bühne: Birgit Unger, Paul Hüttinger, Stefan Bergmann

Live-Musik auf der Bühne: Johannes Pobitzer

Produktionsleitung: Stefan Bergmann